Adelinas Unglück
Sehen, wie einer Schauspielerin Stoff unter das Hemd gestopft wird, und eine Minute später fest daran glauben, dass sie eine ganz dicke Person ist: Das ist das Glück, das wir im Theater empfinden können. Sehen wie es gemacht wird – von Menschen gemacht wird ohne grosse technische Hilfsmittel – und doch der Illusion erliegen!
Eine Italienerin in Zürich
Bärfuss erzählt den unaufhaltsamen Abstieg der italienischen Seconda Adelina im Zürich der 1970er Jahre. Das Stück beginnt allerdings mit einer Szene, die in der Gegenwart spielt. Der Dramatiker Lukas (!) trifft Adelinas Tochter, und schon hier zeigt sich Bärfuss’ Könnerschaft. Die Szene macht wach und neugierig. Geheimnisse werden angedeutet: Warum nur war die Mutter im Gefängnis? Widersprüche werden aufgebaut: Die Tochter liebt und hasst die Mutter. Das Geschäft des Dramatikers wird in Frage gestellt: Interessiert er sich für die Frau nur, um an eine gute Geschichte zu kommen? Der letzte Satz der neuen Einleitungsszene ist der erste Satz des Romans: «Niemand weiss, wo Adelinas Unglück seinen Anfang nahm.»