Hopp Schwiiz und Kaffee

Die Frauenfussball-Weltmeisterschaft in Neuseeland und Australien sorgt dafür, dass die Spiele in der Schweiz zu ungewöhnlichen Zeiten im Fernsehen laufen. Die Fussballbeiz Didi Offensiv überträgt die Nati-Spiele trotzdem. Wir waren beim Match gegen Norwegen dabei.

Schweiz Norwegen Didi Offensiv
Gespannter Blick auf die Leinwand. (Bild: Ernst Field)

An diesem Dienstag geht es um 10 Uhr in die Fussballbeiz – eigentlich keine typische Uhrzeit für einen Match. Momentan aber schon: In Australien und Neuseeland findet die Weltmeisterschaft der Frauen statt. Dank Zeitverschiebung bedeutet das: Anstoss in der Früh. 

Um die 20 Personen – hauptsächlich Frauen – sind trotz der frühen Stunde ins Didi Offensiv gekommen, um hier das Spiel der Schweizerinnen zu schauen. An einem Tisch hat sich eine Fussballmannschaft versammelt, die den Match zusammen verfolgt.

Schliesslich ist Fussballsommer, die Uhrzeit ist da zweitrangig! Manche Spiele beginnen für uns in der Schweiz um 2 Uhr nachts, 7 Uhr morgens oder am frühen Nachmittag. Heute ist es 10 Uhr – Schweiz gegen Norwegen.

Ein Match um 10 Uhr in den Sommerferien zu zeigen, lohnt sich das? «Nein», sagt Didi-Betreiber Raphael Pfister. Er hätte das Spiel aber sowieso geschaut, «hier habe ich eine Grossleinwand, also passt es perfekt». «Ich hoffe auf einen gemütlichen Morgen mit einem erfolgreichen Spiel», sagt Pfister, der im Nati-Trikot mitfiebert. 

Die Schweizerinnen kicken in Hamilton, Neuseeland, gegen das Team aus Norwegen, das vor der WM als Turnierfavorit gehandelt wurde. Vor dem Spiel war die Schweiz Gruppenführerin, das erste Spiel gegen die Philippinen hat sie mit 2:0 gewonnen. Während in Basel Wolken über den Himmel ziehen, schüttet es in Hamilton.

Heute Morgen heisst es in der Kneipe Kaffee statt Bier. Fussball-Stimmung ist trotzdem voll da. In der siebten Spielminute gibt es die erste aufweckende Szene, die Schweiz ist nah am Tor dran. Durchs Didi tönt ein «ohhhhhh». In der 33. Minute sorgen zwei Norwegerinnen für einen Lacher, als sie sich im eigenen Strafraum umrennen. Kurz vor Ende der Halbzeit wird es nochmals laut, aber der Konter von Ramona Bachmann scheitert. «Was macht sie?», ruft  jemand genervt.

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In der Pause sind die Fans im Didi Offensiv zufrieden. «Sie spielen besser als erwartet», sagt eine Zuschauerin. Ein Match um 10 Uhr sei auch nichts Schlimmes für sie, «ich schaue jedes Spiel, egal, wann es ist». Ihre beiden Kolleginnen am Tisch sind damit nicht so einverstanden, «aber es ist ok». An einem anderen Tisch sitzt Juliane, die «richtig Spass» hat, so früh Fussball zu schauen. Vom Spiel selbst ist sie nicht so begeistert, «schleppend ist das falsche Wort, aber man wartet auf eine Attacke», sagt sie.

Die zweite Halbzeit bleibt angespannt. In der 55. und 62. Minute muss die Schweizer Torhüterin Gaëlle Thalmann ran. Im Didi wird die Stimmung spürbar nervöser. In der 64. sorgt die Schweizer Starspielerin Ramona Bachmann nochmals für Frustration. Es wird laut, mehrere «Schiess!!»-Rufe mit anschliessend enttäuschtem Seufzen folgen, dann ist es wieder ruhig. Ganz nebenbei wird es in der Fussballbeiz gemütlicher, da es nun auch auf unserer Seite der Weltkugel zu regnen beginnt.

Immer wieder wird es laut, die letzten Minuten sind angezählt, das Spielende in Sicht. In der 86. Minute darf Norwegen einen Freistoss schiessen, dieser segelt über die Latte. In der nächsten Minute steht die Schweiz vor dem norwegischen Tor, beide Teams versuchen es mit aller Kraft. In der Nachspielzeit stehen die Schweizerinnen dank Ana Maria Crnogorčević im Strafraum der Norwegerinnen. Eine knappe Sache, aber es reicht nicht.

Nach dem Abpfiff wird geklatscht, ein Unentschieden, über das sich gefreut wird: «Wir haben null zu null gewonnen!» Der Jubel hält aber nicht lange an, die meisten müssen direkt wieder los, die Arbeit ruft. Eine Zuschauerin sagt, sie hätte ihre Mittagspause für das Spiel vorgelegt.

Raphael Pfister ist mit seinem «gemütlichen» Morgen zufrieden: «Wir haben ein bisschen viel Kaffee verkauft, aber das ist auch gut so», scherzt er, «es war sehr schön». Über das Resultat des Spiels freut er sich auch:

Für die Schweizerinnen geht es am Sonntag im letzten Gruppenspiel gegen Neuseeland wieder ran. Um 9 Uhr geht's los, das Didi Offensiv wird auch dieses Spiel wieder zeigen.

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