Bunt, absurd und extra lang – so sollte jedes Kulturwochenende sein!

Auffahrt heisst auch: Mehr Zeit für Kultur! Wir sagen dir, was du in den kommenden Tagen in Basel nicht verpassen solltest.

Schweizer Film mit Lilian Amuat
Bekanntes Gesicht: Liliane Amuat im preisgekrönten Film «Das Mädchen und die Spinne». (Bild: Xenix)

Willkommen zur vierten Ausgabe der wöchentlichen Bajour-Kulturtipps, die natürlich auch am Auffahrtstag erscheinen. Denn das verlängerte Wochenende ist auch eine Chance, Verpasstes nachzuholen.

Immer noch zu sehen gibt es zum Beispiel die tolle Ólafur-Elíasson-Installation in der Fondation Beyeler, die Jubiläumschoreografie «Ballett auf allen Bühnen» im Theater Basel sowie die Adam-Driver-Filmreihe im Stadtkino Basel.

Alles schon gesehen? Kein Problem! Es gibt natürlich auch allerlei Neues, das einen Besuch wert ist.

Wir gehen dieses Wochenende:

zum queeren Kulturfestival 🏳️‍🌈

Bunt! Basel divers
Das Festival «Bunt! Basel divers» will Queerness eine Woche lang in die Mitte der Gesellschaft bringen.

Am 17. Mai ist IDAHOBIT. Das hat nichts mit kleinen Wesen mit haarigen Füsen zu tun, sondern ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie. Zu diesem Anlass findet vom 15. bis zum 22. Mai das queere Kulturfestival «Bunt! Basel divers» statt, das die Lebensrealität von queeren Menschen in den Fokus rückt.

Das umfangreiche Programm, das der Verein Bas3l.org in Zusammenarbeit mit über 40 weiteren Organisationen zusammengestellt hat, verteilt sich über diverse Spielorte: Das Kunstmuseum reflektiert beispielsweise, wie die eigene Sammlung das Verhältnis von Kunst und Queerness verhandelt, das Theater Basel veranstaltet in seinem neu eröffneten Foyer Public einen Rundgang zum Thema «safe space», und das Cartoon Museum fragt, wie Comics inklusiver werden können.

Eine Stadtführung begibt sich ausserdem auf die Spuren der prägenden Persönlichkeiten und Standorte der Basler LGBTQI-Bewegung. Und darüber hinaus finden zahlreiche spannende Workshops und Podien statt.

Das volle Programm findet sich hier.

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«Bunt! Basel divers»

15. bis 22. Mai, diverse Orte.

in die Kino-WG 🎥

Was Ramon und Silvan Zürcher geschafft haben, ist ein bisschen so, als hätte die Schweizer Fussballnati die Europameisterschaft gewonnen: Die Regie-Brüder wurden für ihren neuen Film «Das Mädchen und die Spinne» an der Berlinale mit dem Hauptpreis in der Sektion «Encounters» ausgezeichnet. Das ist ein dickes Ding, ich kann mich nicht daran erinnern, wann ein Schweizer Film letztmals einen wichtigen internationalen Preis geholt hat – notabene an einem der grössten und wichtigsten Filmfestivals der Welt.

«Das Mädchen und die Spinne» ist erst der zweite Spielfilm der Zürcher-Zwillinge mit Jahrgang '82, doch was das Duo bereits draufhat, davon können wir uns jetzt selbst überzeugen. Denn seit dieser Woche läuft «Das Mädchen und die Spinne» in unseren Kinos. Mit dabei ist ein bekanntes Gesicht: Liliane Amuat, von 2015 bis 2019 Ensemblemitglied am Theater Basel, spielt Lisa, die aus ihrer WG auszieht. Was ihre Mitbewohnerin Mara (Henriette Confurius) in eine tragikomische Sinnkrise stürzt.

Die Spinne aus dem Titel ist noch das Normalste an diesem Film, dessen Handlung zunehmend absurde Züge annimmt. Der Clou und das Geniale ist, wie die Kamera permanent auf die perfekt ausgeleuchteten Gesichter seiner Darsteller*innen fokussiert. Denn auf diesen tun sich gewaltige Sehnsüchte und Abgründe auf, die zwar keine*r im Film zu Wort bringen kann, die wir als Kinozuschauer*innen aber instinktiv spüren und verstehen. Das ist grosse Kinokunst.

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«Das Mädchen und die Spinne»

Ab 13. Mai täglich im kult.kino Atelier.

zu den Geburtstags-Vitrinen von Beuys 🎨

Joseph Beuys, 11 Vitrinen, Kunstmuseum Basel
Schenkung ans Kunstmseum: Joseph Beuys, 11 Vitrinen, 1949-1984. (Bild: Jonas Hänggi)

Freude herrscht in der Kunststadt Basel. 2021 wäre der deutsche Künstler Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden – und zu diesem Anlass wurde das Kunstmuseum Basel diese Woche reich beschenkt. Und zwar mit elf Vitrinen von Joseph Beuys, die im Besitz von Maja Oeri und ihren Söhnen waren, und die wir nun dauerhaft im 1. Stock des Neubaus begutachten können.

Dort fügen sich die Vitrinen nahtlos ein unter mehrere Skulpturen von Beuys, die sich seit den 80er Jahren im Besitz der Öffentlichen Kunstsammlung befinden. Die Verbindungen des Kunstmuseums Basel und Joseph Beuys' reichen bis zu seinen Anfangsjahren als Künstler zurück. 1969 stellte es als eines der ersten Museen überhaupt seine Werke aus.

Die elf Basler Vitrinen zeigen nun kleinere Skulpturen und Gegenstände aus den Jahren 1979 bis 1984, darunter «Relikte einiger von Joseph Beuys' spektakulären Performances», wie das Museum schreibt. Eine grosse Beuys-Ausstellung folgt dann im Herbst.

Die Schenkung der Familie Oeri erfolgte in dankbarer Erinnerung an den langjährigen Freund von Joseph Beuys und früheren Sammler Hans U. Bodenmann.

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Joseph Beuys: Elf Vitrinen für Basel

Kunstmuseum Basel, Neubau, 1. OG, dauerhaft seit dem 12. Mai.

an den internationalen Museumstag 🖼️

Römerofen in Augusta Raurica
Gläser blasen in einem authentisch nachgebauten Römerofen. (Bild: Susanne Schenker)

Diesen Sonntag findet zum 44. Mal der internationale Museumstag statt, der sich dieses Jahr dem Thema «Inspiring the Future» widmet. Die teilnehmenden Museen locken zu diesem Anlass mit freien Eintritten in ihre aktuellen Ausstellungen.

In und um Basel sind das:

Eine gute Gelegenheit, einige dieser tollen Orte nach der monatelangen, pandemiebedingten Schliessung wieder einmal zu besuchen.

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44. Internationaler Museumtag

Sonntag, 16. Mai. Diverse Orte in und um Basel.

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