So sieht eine 3500-Franken-Wohnung aus, die unbedingt saniert werden muss

Um sie in einen «den heutigen Mietbedürfnissen angepassten Zustand» zu bringen, wird eine 3-Zimmer-Wohnung am Hirzbodenweg totalsaniert. Ein weiteres «Wem gehört Basel?»-Kapitel.

wohnungsinserat gellert
Diese Wohnung wird derzeit auf immoscout24 angeboten - befristet, weil die Tellco-Anlagestiftung sanieren will.

Den Anlagestiftungen schauen wir bei «Wem gehört Basel?» besonders genau auf die Finger. Die Zurich macht fast im Monatstakt Schlagzeilen mit Massenkündigungen, aber es gibt zahlreiche weitere Player, die Vorsorgegelder verzinsen müssen – und das mit Vorliebe durch Aufwertungen von Mietshäusern tun.

Gemeinsam mit der Recherche-Power in den Telegram- und Facebookgruppen von «Wem gehört Basel?» gehen wir diese Player durch und stossen dabei immer wieder auf Unerwartetes – etwa folgende angekündigte und mittlerweile bestätigte Leer-Sanierung am Hirzbodenweg. 

Die 146-Quadratmeter-Maisonettewohnung wird aktuell befristet auf ein Jahr vermietet. Kosten: 3520 Franken pro Monat. Dafür wird den Mieter*innen im Inserat eine «hochwertige Wohnung im vornehmsten und grünsten Stadtteil Basels» angeboten, mit zwei Balkonen, «moderner Küche» und einem Einstellhallenplatz, der bei Bedarf dazugemietet werden könne. 

Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter in einer Dreizimmerwohnung aus den 90er-Jahren im Gellert liegt bei netto 22 Franken.

Auf Anfrage von Bajour bestätigt die Tellco-Anlagestiftung: «Die Umbaumassnahmen betreffen eine einzelne Wohnung am Hirzbodenweg 48 in Basel. Die heute leerstehende Wohnung soll durch bauliche Massnahmen den heutigen Mietbedürfnissen angepasst werden.» Das dürfte wohl auch für den Preis gelten.

Tatsächlich ist Wohnfläche im St.-Alban-Quartier gemäss Mietpreisraster so teuer wie sonst nur noch in der Altstadt. Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter Mietwohnfläche einer Dreizimmerwohnung aus den 90er-Jahren liegt bei netto 22 Franken – also noch etwas höher als bei der inserierten Wohnung (20.60 Fr). Luft nach oben, sagt sich da wohl der finanzstarke Investor.

Und nach oben geht es bei der Tellco. Auf ihrer Website gibt die Anlagestiftung mit Sitz in Schwyz freizügig Auskunft über ihre Erfolge auf dem Immobilienmarkt. 911 Millionen Franken Tellco-Anlagegelder stecken in ihrem «gut diversifizierten Wohn- und Geschäftsliegenschaften-Portfolio», deren Wert jährlich zwischen drei und vier Prozent zulegt:

immobilienentwicklung tellco
Bild Screenshot Tellco-Jahresbericht

Auf die Bajour-Frage, ob die Tellco weitere Liegenschaften in Basel besitze und ob bei diesen ebenfalls Sanierungen anstehen, gab es keine Antwort. Aber dafür haben wir ja den «Wem gehört Basel?»-Datensatz. Und dieser besagt: 65 Wohnungen in sechs Häusern besitzt die Tellco. Und zwar nebst dem Hirzbodenweg 48 und 50 auch an der Hochstrasse 51 sowie an der Schönaustrasse 56, 58 und 60.

Diese Adressen gehen nun zurück an die fleissigen Recherche-Bienen🐝 unserer «Wem gehört Basel»-Facebook- und Telegrammgruppen zwecks Suche nach (Massen-)kündigungshinweisen.

Update folgt ...

Inspiration / Projektteam

«Wem gehört Basel?» ist inspiriert vom Schwarm-Rechercheprojekt «Wem gehört die Stadt?» des Recherchezentrums Correctiv aus Deutschland. Zudem durften wir Teile des Python-Codes zur Datenauswertung von unserem Partnermedium tsri.ch übernehmen – 🤍️ dafür. Und das Webtool, mit dem die Bajour-Crowd Besitzer*innendaten sammelt, basiert auf Open Source Code, unter anderem von vue.js / nuxt.jsexpress.js in Verbindung mit node.js sowie der Hosting-Magie von Netlify.

Für Bajour an der Umsetzung beteiligt waren: Romina Loliva, Manuela Paganini, Silvan Hahn, Samuel Hufschmid, das ganze Bajour-Team und über 150 freiwillige Crowdsourcer*innen - hier findets du das ganze «wem gehört Basel»-Team.

Einen Einblick ins Projekt geben dir unsere Werkstatt-Gespräche auf Youtube.

Wem gehört Basel?
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Bei Bajour als: Frühaufsteher, Mit-Erfinder des Basel Briefings und irgendwas mit Technik. Hier weil: Ich habe zehn Jahre bei Tageszeitungen beim Schrumpfen mitgemacht. Bei Bajour gibt es die Möglichkeit, etwas zum Fliegen zu bringen. Mit einem motivierten Team und einem guten Ansatz, wie Journalismus auch in Zukunft funktionieren könnte.

Davor: bz, 20 Minuten, Radio Basel

Kann: Vermitteln zwischen Techies und dem Rest der Welt, schon früh morgens selbständig gut gelaunte Baselbriefings schreiben, zudem hab ich gerade einen Lauf, was Projektnamen angeht («gärngschee», «Nach dem Piepston»).

Kann nicht: Gesichter merken (also nicht nur so ein bisschen nicht, sondern wirklich ganz ganz schlecht). Liebt an Basel: Mikroklima, Rhein, Menschen.

Vermisst in Basel: See, Berge.

Interessensbindung: Mitgründer & Teilhaber hockeyfans.ch GmbH.

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