Gefeierte Superspreader

Trotz eines bestätigten Corona-Falls im Kader sind die FCB-Spieler gestern nach St. Gallen gereist und haben Tore geschossen und gefeiert, als wäre nichts. Das ist ignorant und ein gefährliches Vorbild. Ein Kommentar von Samuel Hufschmid.

Jubel FC Basel St. Gallen Super League
Superspreader-League statt Super League? (Bild: Keystone)

Tagelang wurde die junge Frau, die in Grenchen trotz positiven Corona-Befundes an eine Party ging, durch Boulevardpresse und Newsportale gezogen. «Rücksichtslos» war noch eines der netteren Worte, die in den hunderten Kommentaren zu den Artikeln über die Frau zu lesen waren. 

Ganz anders hingegen der Auftritt des grossen FCB. Nur Stunden vor Anpfiff des Spiels in St. Gallen gab der Club bekannt, dass einer ihrer Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden sei und sich in Quarantäne begeben habe. Amtlich – nämlich vom Kantonsarzt – abgesegnet, könne der Rest des Teams um die wichtigen drei Punkte im Kampf um Platz zwei der Super League kämpfen. Und kämpfen heisst nicht nur die im Fussball nötigen Zweikämpfe, sondern auch die eher unnötigen Freudentänze und Umarmungen nach den Toren – und davon gab es bekanntlich gestern mehr als genug.

Journalismus mit Haltung?

Es ist also durchaus möglich, dass schon bald die halbe FCB-Mannschaft und im dümmsten Fall auch Spieler des Gegners positiv auf das Coronavirus getestet werden, auch der Fahrer des Mannschaftsbusses und weitere Staffmitglieder dürften sich eines Risikos ausgesetzt haben. Und deren Familien. Und die Klassenkamerad*innen deren Kinder. So funktioniert das Virus.

Fragwürdige Vorbilder

Aber darum geht es gar nicht; die Menschen, die Kontakt hatten untereinander sind identifizierbar, die Ansteckungsketten könnten im schlimmsten Fall nachvollzogen und unterbrochen werden und nicht zuletzt sind junge fitte Sportler vermutlich nicht besonders gefährdet. 

Viel schlimmer ist das Zeichen, das die Vorbilder in Rotblau gesetzt haben. Oder das Zeichen, das der Kantonsarzt die Vorbilder setzen liess. So ein bisschen à la: War ja nur einer und er hatte keine Symptome, war zuletzt nicht mal im Kader, die anderen waren ja negativ und ein bisschen Jubel und umarmen nach einem Tor gehört doch dazu. Und zwar nicht ausgesprochen, aber unterschwellig auch: Jetzt tut mal nicht so. 

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Titelbild_AusmeinerSicht

am 26. Juli 2023

«Mit meiner Geschichte kann ich anderen Mut machen»

Schon seit ihrer Jugend leidet Nicola Renfer unter Migräneanfällen. Durch die Corona-Infektion im Januar 2022 wurden die Schmerzen so stark, dass sich ihr Leben um 180 Grad verändert hat. In der Poesie hat sie eine neue Leidenschaft gefunden.

Weiterlesen
Schweiz Norwegen Didi Offensiv

Ernst Field am 25. Juli 2023

Hopp Schwiiz und Kaffee

Die Frauenfussball-Weltmeisterschaft in Neuseeland und Australien sorgt dafür, dass die Spiele in der Schweiz zu ungewöhnlichen Zeiten im Fernsehen laufen. Die Fussballbeiz Didi Offensiv überträgt die Nati-Spiele trotzdem. Wir waren beim Match gegen Norwegen dabei.

Weiterlesen
Baj: #98 Beni Huggel Titelbild

Ernst Field am 27. April 2023

Beni Huggel: «Ehrliche Freunde bringen dich weiter»

Der ehemalige FCB-Spieler Beni Huggel redet mit Ernst Field über seinen Ausstieg aus dem Spitzensport, die FCB-Fans und Freunde, die einem auch mal zurück auf den Boden holen.

Weiterlesen
Fusssballfans-ziehen-durch-die-Stadt

David Rutschmann am 16. April 2023

Kein Bock auf Strassenschlachten

Die Basler Polizei lässt die lautstarken Nizza-Fans beim nicht ganz friedlichen Fanmarsch durch die Innenstadt gewähren – aber die Frauendemo nicht? Die Polizei erklärt, ein Eingreifen gegen die Fussballfans hätte zu einer Gewalteskalation geführt – ausserdem sei mit der Frauendemo kein Dialog möglich gewesen.

Weiterlesen
Sämi

<a href="https://www.trust-j.org/12063" target="_blank"><img src="https://www.trust-j.org/fileadmin/templates/layout/img/trustj-logo.png" width="150" /></a>

Bei Bajour als: Frühaufsteher, Mit-Erfinder des Basel Briefings und irgendwas mit Technik. Hier weil: Ich habe zehn Jahre bei Tageszeitungen beim Schrumpfen mitgemacht. Bei Bajour gibt es die Möglichkeit, etwas zum Fliegen zu bringen. Mit einem motivierten Team und einem guten Ansatz, wie Journalismus auch in Zukunft funktionieren könnte.

Davor: bz, 20 Minuten, Radio Basel

Kann: Vermitteln zwischen Techies und dem Rest der Welt, schon früh morgens selbständig gut gelaunte Baselbriefings schreiben, zudem hab ich gerade einen Lauf, was Projektnamen angeht («gärngschee», «Nach dem Piepston»).

Kann nicht: Gesichter merken (also nicht nur so ein bisschen nicht, sondern wirklich ganz ganz schlecht). Liebt an Basel: Mikroklima, Rhein, Menschen.

Vermisst in Basel: See, Berge.

Interessensbindung: Mitgründer & Teilhaber hockeyfans.ch GmbH.

Kommentare